Das Prättigau braucht mehr Übernachtungen – gesponserte Blogger brauchen viele Klicks. Zwei Faktoren, die zur unheiligen Allianz und zum illegalen Projekt auf dem Partnunsee führten. Heiligt der Zweck die Mittel?
Die Werbeaktion, welches anscheinend „neues Publikum“ anspricht, stellt die perfekte Seelandschaft mit trendiger Bettwäsche und eine Mittelland-Wohneinrichtung dar. Nur: diese Welt kann der angepeilte Tourist nicht erleben. Buchbare Übernachtungsmöglichkeiten an einem See fehlen im St. Antöniertal. Die Fotos auf der Blogseite erinnern eher an ein Hochzeitreisebericht in einem Mittelmeerressort. Das scheint auch die Welt der im Tal unbekannten Blogger zu sein. Umgekehrt ist die Prättigauerwelt den Bloggern unbekannt. Im ersten publizierten Film wird erstaunt festgestellt, dass im August Schnee auf den Bergzipfeln liegt oder Kühe neugierig die Aktivitäten der Hobbyhandwerker beschnuppern.
Zufällig wurde der Ort ausgesucht, zufällig sind die Bungalows, beliebig die Möblierung. Was um alles in der Welt hat das mit St. Antönien zu tun? Warum beisst Graubünden Ferien auf die Idee eines Allgemeinportals von Mittellandlifestyle-Reportern ein? Ist zu hoffen, dass durch das „geheime Projekt“ die grosse Sympathie gegenüber den St. Antöniern nicht abgenommen hat und die Obrigkeiten und Verbände den Prättigauern in Zukunft nicht allzu fest auf die Finger schauen.
Der Partnunsee ist einer der schönsten Seen in Graubünden. Soll dieser vermarket werden, sind aussergewöhnliche und spezifische Konzepte gefragt, mit durchdachten und der Region entsprechenden Ideen. Und dies ist im vorliegenden Fall – leider – definitiv nicht der Fall.