So genannt „trendige“ Werbeleute eigneten sich im Sommer 2017 einen bezaubernden Ort unter Missachtung der Regeln für reine private Nutzung an. Im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen um die Nutzung der alpinen Landschaft ein unverständlicher und kontraproduktiver Akt. Das Raumplanungsgesetz hatte vor Jahrzehnten den Anfang gemacht, die Nutzung unserer Landes zu regeln. Missachtungen führten zur Alpeninitiative und zur Zweitwohnungsinitiative. Wollen wir mit weiteren Missachtungen wie diejenige am Partnunsee noch mehr Einschränkungen? Nein. Die aktuellen Regeln genügen, sofern sie eingehalten werden.
Die Bungalow-Aktion war ein konzeptloser, oberflächlicher, naiver und egoistischer Marketinggag ohne nötige Baubewilligung (Bauen ausserhalb der Bauzone BAB) und Konsultation bim Kanton. Schade fürs St. Antöniertal. Schade fürs Prättigau. Schade für den Kanton Graubünden. Ausserdem ein Affront gegen alle, die sich für einen lebendigen, sorgsamen und nachhaltigen Alpenraum einsetzen.
Was war denn eigentlich die Idee?
Das Prättigau braucht mehr Übernachtungen – gesponserte Blogger brauchen viele Klicks. Zwei Faktoren, die zur unheiligen Allianz und zum illegalen Projekt auf dem Partnunsee führten. Heiligt der Zweck die Mittel?
Die Werbeaktion, welches anscheinend „neues Publikum“ anspricht, stellte die perfekte Seelandschaft mit trendiger Bettwäsche und eine Mittelland-Wohneinrichtung dar. Nur: diese Welt kann der angepeilte Tourist nicht erleben. Buchbare Übernachtungsmöglichkeiten an einem See fehlen im St. Antöniertal. Die Fotos auf der Blogseite erinnerten an ein Hochzeitreisebericht in einem Mittelmeerressort. Das scheint auch die Welt der im Tal unbekannten Blogger zu sein. Umgekehrt war die Prättigauerwelt den Bloggern unbekannt. Im ersten publizierten Film wurde erstaunt festgestellt, dass im August Schnee auf den Bergzipfeln liegt oder Kühe neugierig die Aktivitäten der Hobbyhandwerker beschnuppern.
Zufällig wurde der Ort ausgesucht, zufällig die Bungalows (Sprudelbadabdeckungen!) designt und beliebig die Möblierung ausgewählt. Was um alles in der Welt hatte das mit St. Antönien zu tun? Warum biss Graubünden Ferien auf die Idee eines Allgemeinportals von Mittellandlifestyle-Reportern ein? Ist zu hoffen, dass durch das „geheime Projekt“ die grosse Sympathie gegenüber den St. Antöniern nicht abgenommen hat und die Obrigkeiten und Verbände den Prättigauern in Zukunft nicht allzu fest auf die Finger schauen.
Der Partnunsee ist einer der schönsten Seen in Graubünden. Soll dieser vermarket werden, sind aussergewöhnliche und spezifische Konzepte gefragt, mit durchdachten und der Region entsprechenden Ideen. Und dies war im vorliegenden Fall – leider – definitiv nicht der Fall.